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https://www.focus.de/politik/ausland/brexit-stimmung-in-grossbritannien-112-wahlkreise-wechseln-ins-lager-der-brexit-gegner-doch-das-ist-wohl-nicht-genug_id_9403565.html
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Seit dem Brexit-Referendum hat sich die politische Stimmung unter den Wählern in Großbritannien offenbar deutlich gedreht. Während die Regierung von Theresa May immer noch mit der EU den Austritt verhandelt, sind neuen Umfragen zufolge 112 der 632 Wahlkreise im Land umgeschwenkt: die Zustimmung zum Brexit sei damit auf 47 Prozent gesunken. Die Opposition zögert dennoch. Wie der britische „Observer“ unter Berufung auf eine neue Umfrage berichtet, wollen immer mehr Wahlkreise früherer Brexit-Befürworter inzwischen doch einen Verbleib in der Europäischen Union. Das Umfrageinstitut Focaldata, das im Jahr 2016 den Sieg des Brexit-Lagers akkurat prognostiziert hatte, wertete demnach Umfragen des britischen Markt- und Meinungsforschungsinstitutes YouGov aus, für die 15.000 Wähler im Land befragt wurden. Das Ergebnis: 112 der 632 Wahlkreise haben von einer Zustimmung zu einer Ablehnung des Brexit gewechselt. Eine Mehrheit von 341 Wahlkreisen würde bei einer erneuten Umfrage nun anders abstimmen. Umgerechnet auf Prozentzahlen unter der Bevölkerung liege damit das Lager der Brexit-Gegner mit 53 Prozent vorne. Bei dem Referendum im Juni 2016 hatten 51,9 Prozent der Wähler für den EU-Austritt gestimmt. Laut dem „Observer“ betrifft der Stimmungswandel in Schottland einen einzelnen Wahlkreis – dort dominierte die Ablehnung ohnehin schon immer. Doch auch in Wales seien nun 14 von 40 Wahlkreisen in das Lager der Brexit-Gegner gewechselt. In England sind 97 Wahlkreise betroffen, darunter auch der Wahlkreis des Ex-Außenministers und Brexit-Antreibers Boris Johnson: In Uxbridge and South Ruislip sei der Anteil der Brexit-Gegner von 43,6 auf 51,4 Prozent gestiegen. „Der Brexit ist nicht unabwendbar“ Die meisten der betroffenen Wahlkreise sind demnach Hochburgen der oppositionellen Labour-Partei. Viele Labour-Wähler, die für den Brexit gestimmt haben, plagen nun Zweifel. Andererseits wechselte kein Wahlkreis von Brexit-Gegnern zu den Befürwortern, doch in einigen Wahlkreisen, die stark für den EU-Austritt gestimmt hatten, legten die Brexit-Befürworter teilweise noch weiter zu. Die Labour-Partei selbst lehnt ein neues Referendum offiziell weiterhin ab. Einige Abgeordnete sehen den Stimmungswandel als zu gering an und halten eine Ablehnung des Brexit in einer möglichen zweiten Abstimmung beileibe nicht für sicher. Anti-Brexit-Aktivisten trommeln dennoch für einen Stopp des EU-Austritts Großbritanniens. „Der Brexit ist nicht unabwendbar“ heißt es dort. Die Regierung von Theresa May hat in den Verhandlungen mit der Europäischen Union immer noch keinen Kompromiss über die zukünftigen Beziehungen gefunden. Es droht ein „harter“ Brexit ohne neue Abkommen. Doch auch bei Zustandekommen eines Deals muss dieser erst noch vom Unterhaus abgesegnet werden. Dass die Mehrheit der Wähler nun für einen EU-Verbleib plädiert, könnte Auswirkungen auf das Verhalten der direkt gewählten Abgeordneten im Unterhaus haben.Im Video: Ex-Außenminister Boris Johnson verunglimpft Burkaträgerin