Hier lesen Sie eine Auswahl an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen aus Studien, von Kongressen und Expertentagungen zum Thema Herzerkrankungen.
Aktualisiert: 02.05.2024
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Neues aus der Herzmedizin
Aktuelle Nachrichten Mai 2024
Drei Ernährungsfehler begünstigen Herztod
Zu viel Salz, zu wenig Vollkornprodukte und zu wenig Hülsenfrüchte – diese drei Ernährungsgewohnheiten begünstigen offenbar einen kardiovaskulär bedingten Tod. Insgesamt geht vermutlich jeder dritte kardiovaskuläre Todesfall auf ungesunde Ernährung zurück. Wissenschaftler der Universität Jena kommen zu diesem Ergebnis, nachdem sie in einer großen Analyse den Zusammenhang zwischen 13 Ernährungsfaktoren und 13 kardiovaskulären Erkrankungen in 54 Ländern Europas untersucht hatten. (1)
Zu den Ernährungsrisiken gehörten:
hoher Anteil an verarbeitetem Fleisch
wenig Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte,
wenig Vollkorn,
wenig Nüsse und Samen,
wenig mehrfach ungesättigte Fettsäuren (PUFA),
viele Transfettsäuren
wenig Meeresfrüchte und Omega-3-Fettsäuren
salzreiche Kost und
Konsum gesüßter Getränke
Auf Basis der Daten aus fast 30 Jahren schätzen die Forscher, dass rund 1,55 Millionen der Herz-Kreislauf-Todesfälle im Jahr 2019 auf eine suboptimale Ernährung zurückzuführen waren. Diese Todesfälle machten etwa 16 Prozent aller Todesfälle aus. Rund 37 Prozent der Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen – und damit gut ein Drittel – waren den Schätzungen zufolge ernährungsbedingte Todesfälle. Unter den kardiovaskulär bedingten Todesfällen dominierten als zugrundeliegende Herzerkrankung mit 80 Prozent ischämische Erkrankungen.
Unter Berücksichtigung von Alter und Geschlecht der Betroffenen schätzte das Forscherteam zudem, dass die meisten ernährungsbedingten Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen konkret auf eine Ernährungsweise mit wenig Vollkornprodukten zurückzuführen ist, gefolgt von einer geringen Aufnahme an Hülsenfrüchten und einem hohen Salzkonsum.
Interessant: In Westeuropa wurden in Deutschland mit 112.601 Todesfällen die meisten ernährungsbedingten Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen beobachtet. Ein Appell also, die Empfehlungen zur herzgesunden Ernährung, wie sie die Deutsche Herzstiftung in Anlehnung an die mediterrane Ernährung unterstützt, mehr zu beherzigen. (1)
Woher kommen Brustschmerzen bei Long Covid?
Brustschmerzen sind bei etwa jedem vierten Patienten mit Long Covid Syndrom die führenden Beschwerden. Typischerweise treten sie erstmals in den Wochen nach der durchgemachten Covid-Erkrankung auf. Wodurch diese Beschwerden entstehen und wie sie sich beeinflussen lassen, wurde kürzlich systematisch in einer kleinen Studie aus Spanien (2) untersucht.
Bei 20 Patienten mit Brustschmerzen und Long Covid wurde eine Herzkatheteruntersuchung zum Ausschluss einer koronaren Herzkrankheit (KHK) gemacht. Zugleich wurde über die Kathetertechnik die Funktion der großen und kleinen Herzkranzgefäße getestet, zum Beispiel Blutfluss sowie koronarer Gefäßwiderstand. Bei 80 Prozent der Patienten fanden die Forscher dabei eine Engstellung oder eine mangelhafte Erweiterungsfähigkeit der großen und/oder kleinen Herzkranzgefäße mit einer hierdurch bedingten verminderten Blutversorgung des Herzmuskels (INOCA ; Ischämische nichtobstruktive Coronarerkrankung).
Die Wissenschaftler folgern daraus, dass Brustschmerzen beim Long Covid Syndrom häufig vorkommen. Und sie sind offenbar meist durch eine Funktionsstörung der großen und/oder kleinen Herzkranzgefäße bedingt. Eine optimale medikamentöse Therapie lässt sich dann auf Grundlage der Funktionstestung der Kranzgefäße während der Herzkatheteruntersuchung wählen. Infrage kommen je nach dominanter Funktionsstörung: Kalziumantagonisten, Nitrate, Betablocker, ACE-Inhibitoren oder Angiotensin-Rezeptor-Blocker.
Sind Betablocker nach Herzinfarkt wirklich nötig?
Über Jahrzehnte gehörten Betablocker zu Standardtherapie nach einem Herzinfarkt. Die Akuttherapie des Herzinfarktes hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten jedoch entscheidend verändert. Damit stellte sich auch die Frage, ob Patienten nach kathetertechnischer Wiedereröffnung des Herzkranzgefäße heute noch mit Betablockern nachbehandelt werden müssen. Dies ist nun in einer vor kurzem veröffentlichen Studie aus Schweden (3) mit mehr als 1000 Herzinfarkt-Patienten untersucht worden.
Die Herzinfarkt-Patienten, die mit einer modernen kathetertechnischen Therapie (perkutane Koronarintervention/PCI) behandelt wurden, erhielten nach Zufallszuteilung anschließend einen (Metoprolol oder Bisoprolol) bzw. keinen Betablocker zusätzlich zur übrigen medikamentösen Therapie. Sie wurden dann über durchschnittlich 3,5 Jahre weiter kontrolliert. Dabei wurde festgestellt, dass Todesfälle und weitere Herzinfarkte in beiden Behandlungsgruppen (mit und ohne Betablocker) ähnlich häufig auftraten. Auch der Krankheitsverlauf war bei den Patienten in beiden Gruppen ähnlich.
Für die Wissenschaftler ist dieses Ergebnis ein deutlicher Hinweis, dass in der Ära der modernen Herzinfarkt-Akuttherapie wohl keine Notwendigkeit mehr besteht, Patienten, die einen Herzinfarkt überleben, anschließend noch mit Betablockern zu behandeln. Dies gilt (zunächst) allerdings nur mit Einschränkung für solche Patienten, die – wie in dieser Studie – trotz ihres Herzinfarktes eine normale Pumpfunktion des Herzens hatten. Ob sich dies auch auf andere Herzinfarkt-Patienten übertragen lässt, muss daher in weiteren Untersuchungen bestätigt werden.
Was tun bei instabilen Plaques in den Herzkranzgefässen?
Herzinfarkte und plötzlicher Herztod werden am häufigsten durch ein Aufreißen (Ruptur) sogenannter instabiler Plaques (lipidreiche Gefäßeinlagerungen) in den Herzkranzgefäßen verursacht. Im Bereich der aufgebrochenen Plaques bilden sich Blutgerinnsel, die das Gefäß ganz oder teilweise verschließen. Wie lässt sich das am besten verhindern? In der PREVENT-Studie wurde dazu die Therapie mit Medikamenten mit der einer vorbeugenden (quasi lokal wirksamen) perkutanen Koronarintervention (PCI) verglichen (4).
An der Studie nahmen rund 1600 Patienten mit akutem und chronischen Koronarsyndrom teil. Sie waren während einer Herzkatheterbehandlung mittels Ultraschall der Gefäßwand zugleich auf instabile Plaques hin untersucht worden. Bei Nachweis einer solchen Gefäßveränderung, die aber noch keine merkliche Gefäßverengung bedingte, wurde dann entweder mit Kathetertechnik (PCI) ein Stent gesetzt und eine optimale medikamentöser Therapie gegeben. Oder es wurde nur mit intensiver medikamentöser Therapie behandelt. Wer welche Behandlung erhielt, war zufällig. Alle Patienten wurden dann mehr als zwei Jahre lang nachbeobachtet.
Das entscheidende Ergebnis: Herztodesfälle, Herzinfarkte und Notfallbehandlungen waren in der kathetertechnisch (PCI) behandelten Gruppe deutlich seltener, als in der allein medikamentös behandelten. Bevor allerdings aus diesem spektakulären Studienergebnis Konsequenzen für die Therapie im Klinikalltag abgeleitet werden können, muss durch eine weitere Studie der Vorteil einer perkutanen Koronarintervention nochmals eindeutig bestätigt werden. Zudem drängt sich die praktische Frage auf: Gibt es Möglichkeiten, instabile Plaques auch ohne invasive Herzkatheteruntersuchung zu diagnostizieren?
Kurz erklärt:
Im Gegensatz zu stabilen Plaques sind instabile (vulnerable) Plaques anfälliger für ein spontanes Aufreißen, weil nur eine dünne Faserkappe über der lipidhaltigen Einlagerung liegt. Das Aufreißen kann dann eine Thrombusbildung an dieser Stelle auslösen. Typischerweise war zuvor die Verengung (Stenosierung) an dieser Stelle des Gefäßes nicht besonders ausgeprägt. Stabile Plaques sorgen hingegen eher durch ein (langsames) Anwachsen für eine zunehmende Stenosierung bis hin zum Verschluss.
Quellen
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